Schon wieder Trump
Amerika sei auf dem Weg in ein „Goldenes Zeitalter der Politik“, versprach Donald Trump am Montag. Unsere US-Expertin, Tamara Kamatovic, von der Central European University in Wien, hat die zweite Inauguration von Donald Trump beobachtet.
In seiner Antrittsrede, die nach einer symbolischen Teerunde und der etwas peinlichen Amtsübergabe zwischen der scheidenden Vizepräsidentin Kamala Harris und JD Vance stattfand, präsentierte Donald Trump seine Prioritäten für die kommende Amtszeit. Die Rede knüpfte an seine bewährten Wahlkampfthemen an und setzte klare Akzente: strenge Einwanderungskontrolle, die Wiederherstellung des amerikanischen Traums und ein entschiedener Widerstand gegen „radikale“ liberale Ideen. Emotional unterstrich Trump seine Überzeugung, dass er durch eine göttliche Intervention berufen sei, Amerika in eine neue Ära zu führen – eine umfassende „Erneuerung“ der Nation. Sein Leitmotiv lautete: „Gesunder Menschenverstand wird unser Kompass sein.“
Zentral in seiner Rede war die scharfe Kritik an „progressiven“ Konzepten wie Diversity, Equity und Inclusion (DEI). Auch die sogenannte „Pronomen-Politik“ und andere liberale Ideen blieben nicht unberührt. Trump positionierte sich erneut als erbitterter Gegner des „korrupten und radikalen Establishments“ und griff bewährte Narrative aus seiner früheren Amtszeit auf, etwa seine Kritik an den Maßnahmen während der Pandemie.
Besonders großen Zuspruch erhielt Trump, als er seine geplanten Maßnahmen zur Verschärfung der Einwanderungspolitik vorstellte: Erklärung eines nationalen Notstands an der südlichen Grenze, Wiedereinführung der „Remain in Mexico“-Politik, Abschaffung von „Catch & Release“, Stationierung von Truppen zur Sicherung der Grenze vor einer angeblichen „Invasion“ und Einstufung von Drogenkartellen als ausländische Terrororganisationen.
Zusätzlich versprach Trump, die nationale Sicherheit zu stärken, die Lebenshaltungskosten zu senken – ohne konkrete Maßnahmen zu benennen – und die Energieunabhängigkeit durch verstärkte Nutzung heimischer Ressourcen voranzutreiben. Dabei rief er unter Applaus: „Drill, baby, drill.“
Ein weiteres zentrales Thema war die von ihm erklärte Rückkehr zu „Recht und Ordnung“ in den Städten sowie eine Justizreform, die „unparteiische Gerechtigkeit“ garantieren soll. Wirtschaftspolitisch hob Trump die Bedeutung von Zöllen und Steuern zum Schutz der nationalen Wirtschaft hervor und sprach sich klar gegen den Green New Deal aus.
Überraschend inszenierte sich Trump als Friedensstifter und reklamierte für sich, das Geisel- und Waffenstillstandsabkommen zwischen Hamas und Israel ermöglicht zu habe. Seine Rede enthielt auch historische Anspielungen, darunter eine Hommage an den 25. Präsidenten William McKinley (1843-1901), den er als „unbesungenen Helden“ bezeichnete, sowie Forderungen nach einer „symbolischen Rache“ an China, verbunden mit der Rücknahme des Panama-Kanals.
Trump appellierte an die Amerikaner, mit Mut, Stärke und nationalem Stolz zu handeln: „Entfaltet die Vitalität der größten Zivilisation der Geschichte.“ Er entwarf die Vision eines neuen Amerikas, das seine Flagge in neue Horizonte tragen werde – bis hin zur Eroberung des Mars.
Trotz überraschend populistischer Töne, etwa seiner Kritik am Gesundheitssystem, blieb die Rede fest in den von ihm bekannten Überzeugungen verankert. Zum Abschluss erklärte er mit Pathos: „Unser goldenes Zeitalter hat gerade erst begonnen.“ Er stellte Amerika erneut als „meist beneidete“ Nation der Welt dar und versprach, seine Regierung werde die glorreichste in der Geschichte sein. Seine Vision gipfelte in einem Versprechen: „Für jedes Kind, das von seiner Zukunft träumt: Ich bin bei euch, ich werde für euch kämpfen, und ich werde für euch gewinnen.“
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